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Schneckengrün

Ortsansicht Schneckengrün

Schneckengrün wird 1382 als sneckengrune zum ersten Mal in einem Text erwähnt. Der Name bietet mehrere Deutungsmöglichkeiten. Es könnte sowohl eine Lichtung mit vielen Schnecken im sonst dichten Wald oder aber die Rodung unter der Leitung eines Herrn Schnecke (snecco) umschrieben werden.
Die Anlage des Ortes als Gassengruppendorf mit Block- und Gutsblockflur verweist auf eine zunächst slawische Ansiedlung, die erst durch deutsche Zuwanderer für die Regelung von Besitzverhältnissen interessant wurde, was die späte Ersterwähnung erklärt. Die Lage an der Hohen Straße, die Erwähnung von zwei Gütern und auch die Anlage mehrerer Teiche verweisen in diese Richtung.
1545 gehörte Schneckengrün zum Kirchspiel Leubnitz und bis zur Inbetriebnahme der ersten dorfeigenen Schule 1862 lernten auch die Kinder dort.
Die Anlage des Rittergutes war ein Prozess und die Herren zu Schneckengrün wechselten häufig. Die Adelsfamilien Röder und Rabe sind ebenso nachweisbar wie Trützschler oder Römer. Von der Trützschlerschen Stiftung profitierten auch die Einwohner Schneckengrüns bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
Im 19. Jahrhundert schwand der Einfluss des Adels zunehmend, durch die in Sachsen ab 1831 durchgeführten Reformen verloren die Rittergutsbesitzer an Einfluss. Die bis dahin lehnsabhängigen Dorfbewohner wurden frei und 1839 konstituierte sich infolge der sächsischen Landgemeindeordnung die Gemeinde Schneckengrün, die den Ort nun verwaltete und mit dem jeweiligen Rittergutsbesitzer eng zusammenarbeitete.
Das Rittergut wechselte schließlich in den Besitz bürgerlicher Familien und wurde 1885 von der Familie Adler an den Verein für Arbeiterkolonien im Königreich Sachsen verkauft, der darin am 22.02.1886 die erste sächsische Arbeiterkolonie (später 2 in Sachsen; als 13. im Reichsgebiet) eröffnete. Hier sollte arbeitswilligen, aber arbeitslosen umherziehenden Männern Unterkunft und Beschäftigung gegeben werden.


Ortsansicht Schneckengrün

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Wende zum 20. Jahrhundert bestand (im Bereich des heutigen Häuselweges – Nr. 12-16) eine „Gartenbauschule für Mädchen“, von denen es im deutschen Gebiet nur wenige gab. Das vielleicht markanteste Gebäude im Ort – die Villa – war das Wohnhaus der Leiterin, der Baroness von Barth-Harmating.

Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Wettiner in Sachsen entstand 1889 auf der Schneckengrüner Höhe eine Anpflanzung (1089 – 1889), die zur heutigen Bezeichnung Wettinhöhe führte.

Seit 1903 besteht auch der heute überregional bekannte und vom SV Schneckengrün betriebene Schießstand auf der Schneckengrüner Flur. Er wurde für das in Plauen stationierte 134. Infanterieregiment errichtet.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es verschiedenste Vereine (Chor, Fußball, Turnen, Radfahren, …) und standen den Einwohnern z. T. vier Gaststätten zeitgleich zur Auswahl (Zur Sonne, Zum Weißen Hirsch, Reiboldsruh, Schießstand, Wettinhöhe). Das vielfältige demokratische Leben veränderte sich ab Februar 1933 gravierend. Zudem kaufte die DAF das Rittergut, um im Gelände der Wettinhöhe die sächsische Adolf-Hitler-Schule („Adolf-Hitler-Schule Plauen“) zu errichten. Baumaßnahmen begannen 1938, wurden mit Kriegsbeginn unterbrochen und hinterließen noch heute wahrnehmbare Vertiefungen und Aufschüttungen. Während die sächsischen Schüler zunächst in Sonthofen und später in Pirna ihre Ausbildung erhielten, sind die Geländeplanungen bis Frühjahr 1945 belegbar.

1945 besetzten zuerst amerikanische Soldaten die als Gebietsführerschule genutzten Bauunterkünfte für die Arbeiter der AHS. Ende Juli wurden sie von Soldaten der Roten Armee abgelöst.

Durch die demokratische Bodenreform erhielten 12 Neubauern ihre Höfe, am auffälligsten heute im Dorfbild sind die beiden im Fachwerkstil errichteten Gebäude. Typische DDR-Entwicklungen wie LPG-Gründung („Solidarität“, Typ I), KONSUM-Verkaufsstelle, Schließfächer für die Post im Dorfzentrum, … gingen auch an Schneckengrün nicht vorbei.

In den Jahren 1989 und 1990 veränderten sich wiederum viele Dinge. Die Befürchtungen mancher Einwohner, dass sich die Eigentumsverhältnisse wegen der Besitzerwechsel 1937 und 1945 verschieben könnten, erwiesen sich als unnötig. Inzwischen sind Konsum, Poststelle und Gaststätten geschlossen, die Post wird wieder an die Haustüre gebracht. Im Jahresverlauf gibt es – organisiert durch SV Schneckengrün, Dorfclub und Feuerwehrverein – zahlreiche Veranstaltungen und Feste.

Auch wenn der Müllerburschenweg Schneckengrün nicht tangiert, weil von den beiden Wassermühlen schon lange nichts mehr zu sehen ist … - ein Besuch in Schneckengrün lohnt sich schon wegen des Ausblicks …

Wandern Sie durch den Wald in der Gemeinde Rosenbach in Richtung Schneckengrün und genießen Sie vor Ort den Blick auf Plauen und ins Land!


historische Postkarte Schneckengrün